Text: Bettina Mittelstraß
Globale Probleme gemeinsam angehen
Das Berlin Center for Global Engagement des Berliner Exzellenzverbunds unterstützt Forschung und Wissenschaftsmanagement, um weltweite Zusammenarbeit erfolgreich zu machen.
Die Berlin University Alliance (BUA) – bestehend aus der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Universitätsmedizin Charité – hat mit dem Berlin Center for Global Engagement (BCGE) eine gemeinsame Plattform gegründet, um die internationalen Kooperationen ihrer Häuser zu intensivieren und zu unterstützen. „Angesichts von globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Migration oder Pandemien ist eine weltweite, gleichberechtigte und verantwortungsvolle Forschungszusammenarbeit heute wichtiger denn je“, sagt DAAD-Alumna Dr. Sarah Wessel, Referentin des BCGE.
Adressiert wird am Zentrum vor allem die Kooperation mit Ländern des sogenannten Globalen Südens, der am BCGE nicht als geografisches Gebiet verstanden wird. „Wir nehmen vielmehr alle Länder in den Blick, die in der globalen Wissenschaftsproduktion eine marginalisierte Position einnehmen. Die Kooperation in globalen Partnerschaften birgt enorme Chancen, zum Beispiel können nur im Zusammenspiel von lokalem Fachwissen und globaler Forschung kontextspezifische Innovationen und die damit verbundenen lokalen Infrastrukturen entstehen, die für die Bekämpfung des Klimawandels oder von Pandemien notwendig sind.“ Eine gerechtere Verteilung von Wissen um beispielsweise mRNA-Technologien, Ressourcen und Kapazitäten für Forschung hätte demnach zu einer global gerech-teren Impfverteilung führen können. „Die Entstehung von weiteren Mutationen hätte dadurch vielleicht nicht verhindert, aber vermutlich verlangsamt werden können“, sagt Sarah Wessel.
Doch Aufbau und erfolgreiche Durch- und Fortführung globaler Forschungskooperationen geraten beispielsweise durch die Zunahme nationalistischer und populistischer Tendenzen in vielen Weltregionen immer stärker unter Druck. Autoritäre Regime schränken die Wissenschaftsfreiheit ein, Kriege machen die Arbeit zunichte oder gemeinsame Projekte in der Praxis sehr kompliziert. Sarah Wessels größte Sorge ist, dass selbst engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland angesichts praktischer und wissenschaftsdiplomatischer Hürden im In- und Ausland Teile ihrer internationalen Zusammenarbeit aufgeben. „Wir müssen sie deshalb dringend unterstützen und globale Kooperation strukturell gut begleiten.“
Das BCGE setzt mithilfe verschiedener Veranstaltungen zur Internationalisierung, Trainingsangeboten, dem Podcast „Meridian“ und vor allem mit der Ausschreibung unterschiedlicher Projekte für die vier Verbundeinrichtungen auf mehr Austausch, Information und Sensibilisierung. Das neueste Projekt, das von der Volkswagen Stiftung geförderte BUA Forum on Diplomatic Resilience, strukturiert den Austausch von Erfahrungswerten der vier Häuser in Krisensituationen, um diese langfristig resilienter zu machen. „Eine unserer Hauptaufgaben ist es, disziplinäre, regionale und länderspezifische Expertisen aus Forschung sowie Management in der Allianz zusammenzubringen“, erklärt Wessel. Wichtig sei, die dabei gewonnenen Erfahrungen auch mit einschlägigen Akteurinnen und Akteuren des Wissenschaftsmanagements, des Stiftungswesens und der Politik zu diskutieren. —