Im Überblick

Die Welt besser kennenlernen

Sprachen spielen eine große Rolle in der Arbeit des DAAD. Dabei geht es nicht nur um Deutschförderung, sondern auch um Mehrsprachigkeit. Eine Vielzahl an Programmen und Förderungen unterstützt diesen Ansatz.

Ausgabe 1 | 2023

Text: Miriam Hoffmeyer

Diese Illustration ist in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine entstanden: Wir haben die Künstliche Intelligenz Midjourney um ihre Interpretation von Sprache und Austausch gebeten – in mehreren verfeinernden Prompts.

© Midjourney

Diese Illustration ist in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine entstanden: Wir haben die Künstliche Intelligenz Midjourney um ihre Interpretation von Sprache und Austausch gebeten – in mehreren verfeinernden Prompts.

Ein Schlüssel, ein offenes Fenster, ein Weg zu neuen Horizonten – viele beliebte Metaphern für Sprachen künden von Aus- und Aufbruch. Das Erlernen einer Fremdsprache sei „die Gewinnung eines neuen Standpunkts in der bisherigen Weltansicht“, schrieb Wilhelm von Humboldt, der Begründer der vergleichenden Sprachwissenschaft, um 1825.

In der Arbeit des DAAD spielen Sprachen seit jeher eine große Rolle. „Wir engagieren uns für Deutsch als Wissenschaftssprache und für ein Europa der Mehrsprachigkeit“, sagt DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee. Ein zentrales strategisches Ziel ist die Vermittlung der deutschen Sprache und Wissenschaftskultur weltweit, darüber hinaus fördert der DAAD Mehrsprachigkeit generell. So erhalten Stipen­diatinnen und Stipendiaten aus Deutschland, die im Ausland studieren oder lehren, ergänzende Förderung für Kurse in der Sprache des Ziellandes. Auch die Lektorinnen und Lektoren des DAAD, die weltweit Deutsch unterrichten, werden dabei unterstützt, ihre fremdsprachlichen Kompetenzen auszubauen.

„Sprachen sind nicht nur im internationalen akademischen Kontext ein wichtiges Instrument. Wer mehrere Sprachen spricht, erschließt sich auch unterschiedliche Länder und Kulturen. Diese regionale Expertise und die damit gewonnenen interkulturellen Kompetenzen sind wichtige Qualifikationen für die berufliche Weiterentwicklung“, sagt Professorin Hebatallah Fathy, die das DAAD-Referat Germanistik, deutsche Sprache und Lektorenprogramm leitet. Einige Programme für Studierende aus Deutschland fördern gezielt den Fremdsprachenerwerb: die Stipendien zum Studium asiatischer Sprachen und die Semester­stipendien für Arabisch in Jordanien, die sich an ­Studierende der Arabistik, Islamwissenschaft oder Orientalistik richten.

Attraktives Land mit guten Perspektiven

Weltweit nehmen immer mehr Studieninteressierte Deutschland als attraktives Zielland mit guten beruflichen Perspektiven wahr. Laut einer DAAD-Studie von 2021, für die mehr als 4.500 internationale Studierende befragt wurden, ist kontinuierliche Sprachförderung dabei von ­großer Bedeutung, um den Studienerfolg zu ­sichern und Abbruchquoten zu senken. Der DAAD fördert sowohl Deutschkurse zur Studienvorbereitung im Herkunftsland als auch begleitende Kurse während des Studiums. „Wir engagieren uns für eine umfassende Betreuung und Integration internationaler Studierender, bei der die Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse eine zentrale Rolle spielt“, sagt DAAD-Präsident Mukherjee.

Die DAAD-geförderten Hochschulsommerkurse (HSK) und Hochschulwinterkurse (HWK) sind für internationale Studierende die Chance, ihr Deutsch zu verbessern und zugleich Deutschland kennenzulernen. An den vier- bis sechswöchigen Intensiv-Sprachkursen können Studierende aus 115 Ländern in den jeweiligen Semesterferien teilnehmen.

Motivation für einen längeren Deutschlandaufenthalt

Unter den rund 1.700 Teilnehmenden 2022 war auch der Germanist Evans Musyoka aus Kenia. Der Sommerkurs in Leipzig war sein erster Deutschlandaufenthalt. „Die beste Erfahrung meines Lebens“, schwärmt er. „Wir haben mit sehr effektiven didaktischen Methoden gelernt – mit Musik, Spielen und Videos. Heute habe ich viel mehr Selbstvertrauen im Umgang mit der deutschen Sprache.“

Viele Teilnehmende motiviert ihr Sommer- oder Winterkurs dazu, einen längeren Deutschlandaufenthalt anzustreben. Auch Musyoka plant, sich für ein DAAD-Masterstipendium in Deutschland zu bewerben: „Ich würde sehr gern mehr von der deutschen Kultur entdecken.“

Förderung für ein vollständiges Studium in Deutschland können herausragende Absolventinnen und Absolventen von rund 2.000 Auslandsschulen erhalten, an denen Deutsch einen besonderen Stellenwert hat und die im Netzwerk der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) verbunden sind. Eleni Stratou besuchte das Ellinogermaniki Agogi in Athen, eine deutsch-griechische Bildungseinrichtung. 2019 begann sie mit einem PASCH-Stipendium ein Studium an der Hochschule für Musik und Theater München. Nach ihrem Abschluss in diesem Jahr will sich Eleni Stratou bei Orchestern in Deutschland bewerben. „Das Studium war sogar besser, als ich erwartet hatte“, sagt sie. „Die Lehrenden unterstützen uns mit vielen Auftrittsmöglichkeiten außerhalb der Hochschule.“

„Wir engagieren uns für eine umfassende Betreuung und Integration internationaler Studierender, bei der die Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse eine zentrale Rolle spielt.“

 Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)

 

Deutscher Hochschulabschluss im Ausland

Internationalen Studierenden, für die ein Studium in Deutschland nicht infrage kommt, ermöglichen Studienangebote der Transnationalen Bildung (TNB) einen deutschen Hochschulabschluss im Ausland. Das Spektrum der rund 330 DAAD-geförderten TNB-Projekte in Asien, Nordafrika und Osteuropa reicht von Zusatzqualifikationen über einzelne Studiengänge bis zu binationalen Fakultäten und Hochschulen. Eine besonders große Rolle spielt Deutsch an zwei ­binationalen Hochschulen: An der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) in Istanbul wird überwiegend auf Deutsch gelehrt, an der German-Jordanian University (GJU) in Amman ist umfassender Deutschunterricht für alle Studierenden verpflichtend. Die Deutschabteilung der GJU ist deshalb eine der größten außerhalb der Bundesrepublik.

Weltweit unterstützt der DAAD germanistische Institute dabei, ihre Curricula an die Kompetenzen und Bedürfnisse der Studierenden anzupassen. Im September 2023 feiert das Programm Germanistische Institutspartnerschaften weltweit (GIP weltweit) sein 30-jähriges Bestehen. Derzeit gibt es an 19 deutschen Universitäten insgesamt 27 GIP mit Partnern in aller Welt. „Von der Zusammenarbeit profitiert auch die deutsche Seite, und zwar nicht nur in fachlicher Hinsicht“, sagt Dr. Georg Krawietz, Leiter des DAAD-Referats Projektförderung deutsche Sprache und Forschungsmobilität: „Der Austausch ermöglicht Studierenden, Promovierenden und Lehrenden auf beiden Seiten, internationale Erfahrungen zu sammeln und einen neuen Blick auf den eigenen Forschungsgegenstand zu werfen.“

Nicht nur im Rahmen der GIP weltweit hat der Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen – auch wegen des gestiegenen Interesses Deutschlands, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. In vielen Ländern ist die Germanistik auf diese Entwicklung nur bedingt vorbereitet. Der DAAD setzt daher seine Lektorinnen und Lektoren verstärkt für die Vermittlung der deutschen Sprache und die Ausbildung von Deutschlehrkräften im Ausland ein. Unter dem Titel Dhoch3 wurden zudem gemeinsam mit deutschen Hochschulen zehn digitale Studienmodule entwickelt, die didaktisch auf dem neuesten Stand sind und seit 2018 weltweit in der akademischen Ausbildung von Deutschlehrenden genutzt werden.

Im Sommer 2023 wird erstmals eine Dhoch3-Sommerschule für internationale Lehrende und Forschende im Bereich DaF stattfinden. Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks, damit weltweit mehr Deutschlehrende und Deutschlernende von dem Angebot profitieren können. —