Herr Fogang Toyem, seit Ende März forschen Sie an der Humboldt-Universität (HU) Berlin. Was hat Ihr Interesse an der deutschen Kolonialzeit geweckt?
Fogang Toyem: Die Folgen des deutschen, aber auch des britischen und französischen Kolonialismus sind bis heute in Kamerun spürbar. Noch immer wird das Land seiner Bodenschätze beraubt; zudem existieren Überreste von Gebäuden, Brücken und Eisenbahnlinien, die mithilfe von Zwangsarbeit errichtet wurden. Viele Menschen in Kamerun schätzen allerdings die deutsche Kultur und sehen auch positive Auswirkungen der Kolonialzeit: Die aktuelle deutsch-kamerunische Zusammenarbeit hat sich daraus entwickelt.
Welchen inhaltlichen Schwerpunkt setzen Sie in Ihrer Arbeit?
Fogang Toyem: Ich erforsche insbesondere den institutionellen Aufbau des Gesundheitswesens sowie die Ziele der Gesundheitspolitik unter den Kolonialherren. Ihnen ging es nicht um den Schutz der afrikanischen Zivilbevölkerung, sondern um ihre eigene Gesundheit und den Erhalt der Kolonialverwaltung. Tropenkrankheiten gefährdeten den kolonialen Auftrag, also wirtschaftliche oder militärische Vorhaben. Ohne die Förderung des DAAD wäre mein Projekt nur schwer umzusetzen. In Kamerun ist das Studium sehr teuer, zudem ist es schwierig, Zugang zu Büchern zu erhalten. In Berlin habe ich die Möglichkeit, mit meiner Promotion Forschungslücken zu schließen und damit den Menschen in Kamerun verständlich zu machen: Echte Kooperation kann nur auf Augenhöhe funktionieren. —