Mit Blick auf den Ukraine-Krieg fühlt sich die Osteuropa-Historikerin Dr. Franziska Davies zurzeit stark an Zeugnisse und Dokumente aus der Forschung zum Zweiten Weltkrieg erinnert. „Es gibt einige Aspekte dieses Krieges, die vergleichbar sind mit dem verbrecherischen Besatzungsregime der Wehrmacht“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Entscheidung der ukrainischen Bevölkerung zu kämpfen beispielsweise. Sie denkt dabei an den Warschauer Aufstand der Polnischen Heimatarmee, die sich 1944 gegen die deutsche Besatzung zu Wehr setzte. „Wie unter einem Prisma lassen sich die ost- und mitteleuropäischen Erfahrungen am Beispiel Polens besser verstehen.“ Im Rahmen ihrer Habilitation forscht die DAAD-Alumna aktuell als Gastwissenschaftlerin am Deutschen Historischen Institut Warschau. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg begann sie im April eine wöchentliche Onlinevortragsreihe zur Geschichte der Ukraine. „Erinnerungskultur spielt für mich in der universitären Lehre eine große Rolle“, sagt sie. „Sie vermittelt Kenntnisse über die Vergangenheit und kann den Blick schärfen für die Herausforderungen der Gegenwart.“ Eine ihrer Aufgaben sieht Davies auch darin, wissenschaftliche Erkenntnisse zu kommunizieren. Mit ihrer Kollegin Dr. Katja Makhotina hat sie ein Buch über „Offene Wunden Osteuropas“ geschrieben, das eine Leserschaft außerhalb von Fachkreisen ansprechen soll. „Wir erzählen Geschichten von Menschen, die Krieg und Besatzung erlebt haben. Diese Stimmen sind viel zu lange nicht gehört worden.“ —
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