Am 4. Mai 2021 fand in Mexiko ein doppelter Gedenktag statt. An diesem Tag bat der mexikanische Präsident López Obrador das Volk der Maya offiziell um Entschuldigung für die Verbrechen, die seit der Eroberung ihres Landes durch die Spanier an ihnen verübt wurden. Er erinnerte im 500. Jahr der spanischen Invasion an das Leid der Ureinwohnerinnen und -einwohner, das ihnen während der drei Jahrhunderte der kolonialen Herrschaft Spaniens, aber auch während der zwei Jahrhunderte seit der Unabhängigkeit Mexikos angetan worden ist. Koloniale und postkoloniale Demütigung und Gewalt addierten sich zu einer 500-jährigen Unterdrückungsgeschichte. Der Präsident betonte dabei, dass diese Geschichte in Form von Rassismus und Diskriminierung immer noch Gegenwart ist.
Nicht nur in Mexiko gibt es gute Gründe, sich an diese 500 Jahre zu erinnern. Um 1520 entstanden von Europa aus mit Entdeckungen und Eroberungen ganz neue, weltumspannende Macht- und Handlungsräume. Durch den Aufbau eines Dreieckshandels mit Rohstoffen und Versklavten zwischen Europa, den Amerikas und Afrika gelangten europäische Bürgerinnen und Bürger, Städte und Nationen zu unermesslichem Reichtum und globaler Dominanz.
Diese Geschichte ist lange her, aber in Spuren und Relikten noch mit Händen zu greifen und auch im deutschen Stadtbild verankert. In der Mitte Berlins zum Beispiel wurde das Schloss wiederaufgebaut, mit integriertem Humboldt Forum, das eigentlich ein Symbol für Weltoffenheit werden und die Botschaft „die Welt zu Gast bei Freunden“ transportieren sollte. Seine Kuppel ziert jedoch eine goldene Inschrift auf blauem Grund, die damit schwer zu vereinbaren ist: „Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Dieser vollmundige, aber in dieser Form auch völlig unverständliche Aufruf geht auf König Friedrich Wilhelm IV. zurück. Heute ist er nicht nur peinlich, sondern auch ein Skandal und steht als offener Affront für Nichtchristen im Raum.