Bisons haben in Nordamerika eine wichtige ökologische und kulturelle Bedeutung. Die Kanadierin Dr. Brianne Altmann erforscht als Stipendiatin des DAAD-Programms Postdoctoral Researchers International Mobility Experience (PRIME) an der Universität Kassel, wie Natur und Gesellschaft davon profitieren könnten, wenn der Amerikanische Büffel in der freien Wildbahn wieder verbreitet wäre. „Das Bison diente indigenen Gemeinschaften einst als Hauptnahrungsquelle und als Weidetier zum Erhalt des Graslandes. Durch die Ausrottung durch europäische Siedler wurde die ökologische Rolle weitgehend von Rindern übernommen“, erläutert Altmann. „Die Wiederbesiedlung von Bisons ist für indigene Völker ein Akt der Rückgewinnung von Natur, Kultur und Ernährungssouveränität.“ Für ihr Forschungsprojekt „Das Bison – das Bindeglied zwischen Ernährungssouveränität und Nachhaltigkeit“ kooperiert Altmann mit Forschenden des kanadischen Bundesministeriums für Landwirtschaft und Agrarlebensmittel. Ziel ist es, westliche und indigene Perspektiven auf Bisons zusammenzubringen. Auch soziale und ökologische Ungerechtigkeiten sollen abgeschwächt werden. Eine positive Entwicklung ist schon absehbar: „In Kanada existieren bereits über eintausend Bisonfarmen“, sagt Altmann. Viele Indigene arbeiten daran, dass Bisons in ihrem historischen Verbreitungsgebiet wieder heimisch werden. „Das wirkt sich positiv auf die Biodiversität und Widerstandsfähigkeit der Prärie aus.“
Zudem könnte der Export von Bisonfleisch mit geschützten geografischen Angaben eine souveräne Lebensgrundlage sichern. Das europäisch-kanadische Wirtschafts- und Handelsabkommen EU-Kanada (CETA) sehe die zollfreie Einfuhr von bis zu 3.000 Tonnen Bisonfleisch vor: „Das schafft für die indigenen Produzenten eine Gelegenheit, einen ersten internationalen Marktzugang außerhalb Amerikas zu erhalten.“ —