Text Benjamin Schmäling
Brückenbauer in der MENA-Region
Welchen Beitrag die DAAD-Außenstelle Amman zur Science Diplomacy leistet.
Jordanien hat durch sein gutes Verhältnis zu vielen Ländern der MENA-Region eine Art Brückenbauerfunktion. Die regionale Vernetzung ist daher ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Außenstelle. Wie wichtig Jordanien für die Science Diplomacy ist, zeigt sich auch daran, dass das DAAD-Büro in Amman 2020 von einem Informationszentrum in eine Außenstelle umgewandelt und 2021 feierlich eröffnet wurde.
Deutschland und Jordanien verbindet seit 70 Jahren eine enge politische Partnerschaft, die sich auch auf akademischer Ebene niederschlägt. 1953 nahmen die Länder diplomatische Beziehungen auf. Auch in der heute sehr facettenreichen Entwicklungszusammenarbeit arbeiten sie partnerschaftlich zusammen. Deutschland hat in Jordanien einen sehr guten Ruf, entsprechend ist die akademische Mobilität nach Deutschland mit rund 2.300 jordanischen Studierenden an deutschen Hochschulen im regionalen Vergleich ausgesprochen hoch. Allein die Anzahl der DAAD-Alumnae und -Alumni in Jordanien beläuft sich inzwischen auf mehr als 1.500 und es herrscht ein intensiver Austausch zwischen Forschenden und Hochschulen aus beiden Ländern, wie die mittlerweile 125 Hochschulkooperationen zeigen.
Diese Gegenseitigkeit ist das Fundament einer erfolgreichen Science Diplomacy. Jordanien hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer als verlässlicher Partner erwiesen; dies betrifft die Politik, die Hochschulen, die jeweiligen Projektbeteiligten, aber auch die Verwaltungsvorgänge und -strukturen sowie die allgemeine politische und die Sicherheitslage. Man kann hier in Jordanien Projekte und Programme realisieren, die in anderen Ländern schwieriger umzusetzen wären. Die Außenstelle ist neben Jordanien auch für Irak und Libanon zuständig, sowie für die Vereinigten Arabischen Emirate, wo vor allem der Studienstandort Deutschland auf großes Interesse stößt.
Eines der wichtigsten Vorhaben zur akademischen Vernetzung in und mit der MENA-Region im Sinne der Science Diplomacy ist derzeit das Programm Ta’ziz Partnerschaft. 13 der 47 Projekte setzen deutsche Hochschulen gemeinsam mit ihren jordanischen Partnern um. Programmbegleitende Maßnahmen der Außenstelle flankieren diese Projekte; Outreach-Aktivitäten sollen sie einem nicht universitären Publikum zugänglich machen. Die MENA-weite Kick-off-Konferenz im Oktober 2023 fand hier in Amman statt. Ein Aushängeschild für die deutsch-jordanischen akademischen Beziehungen und ein erfolgreiches Modell binationaler Hochschulkooperation ist die German Jordanian University (GJU). Sie ist enorm wichtig für das Deutschlandbild in der Region, den akademischen Nachwuchs und für die junge Generation, die sich für Deutschland als Studien-, Forschungs- oder Arbeitsstandort interessiert.
Die aktuelle Lage in Jordaniens unmittelbarer Nachbarschaft wirkt sich auch auf das Land und die Stimmung an den Hochschulen aus. Es ist nicht auszuschließen, dass die akademischen Beziehungen mit Deutschland und deren Rolle für die Wissenschaftsdiplomatie in der Region längerfristig hiervon betroffen sind. Bleibt zu hoffen, dass die langjährigen Verbindungen, die gemeinsamen Projekte und das große Engagement auf beiden Seiten auch künftig eine solide Basis für eine erfolgreiche Kooperation darstellen. —
Benjamin Schmäling leitet seit 2021 die DAAD-Außenstelle Amman.