Text: Karen Naundorf
Innovationen, die wachsen
Professor Luis Pocasangre Enamorado will als Direktor des Agrarforschungszentrums CATIE (Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza) in Costa Rica die Lebensbedingungen von Kleinbauern durch technische Innovation verbessern.
Als Kind war Luis Pocasangre Enamorado fasziniert von der Arbeit seines großen Bruders: Mit selbst gezüchteten Mais-, Bohnen- und Papayapflanzen schaffte dieser es, die Erträge des kleinen Familienbetriebs in Honduras zu verbessern. „Er war mein Mentor“, sagt Pocasangre Enamorado. „Durch ihn habe ich meine Leidenschaft für Pflanzenzucht entdeckt – ich wurde zuerst Agronom, dann Agraringenieur, dann kam die Forschung.“ Im Jahr 2000 schloss er seinen PhD an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ab. Das DAAD-Stipendium, das dies ermöglichte, bezeichnet er als Meilenstein in seinem Leben: „Ich bin bis heute mit meinem Doktorvater, Professor Richard Sikora aus der Abteilung Pflanzenkrankheiten, in Kontakt. Wir schicken uns gegenseitig Studierende und mit meiner Arbeit im CATIE haben wir mit dem DAAD ein gemeinsames Ziel: akademische Exzellenz zu fördern.“
Luis Pocasangre Enamorado blickt auf siebzig wissenschaftliche Veröffentlichungen zurück, hat mit weltweit führenden Forschungseinrichtungen gearbeitet, mehr als hundert Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ausgebildet. Seine Arbeit prägt die Landwirtschaft in den Tropen entscheidend mit. Trotz seiner beeindruckenden Erfolge beschreibt Pocasangre Enamorado seine Leistungen mit bemerkenswerter Bescheidenheit: „Ich bin ein bisschen stolz auf meine Arbeit zur Entwicklung von biologischen Bekämpfungsmethoden für Fusarium, einen für Bananenpflanzen sehr aggressiven Pilz. Ich konnte die Kampagne gegen die Verbreitung in Lateinamerika und der Karibik leiten.“
Heute ist er Direktor des Zentrums für tropische Agrarforschung und Hochschulbildung CATIE in Costa Rica: „Wissenschaftliche Exzellenz und Wissenstransfer, beides ist uns am CATIE ein Herzensanliegen.“ Ein aktuelles Forschungsprojekt des CATIE beschäftigt sich mit durch den Klimawandel verursachten Problemen im Kaffeeanbau: „Bei wärmeren Temperaturen steigt die Aggressivität von Pilzkrankheiten. Die Kaffeebauern müssen in höhere Lagen ausweichen. Die Folge: mehr Abholzung. Wir haben eine Hybridpflanze entwickelt, die resistent und tolerant gegenüber Trockenheit ist. Diese Sorte kann 40 Meter über dem Meeresspiegel angebaut werden, bei sehr guter Produktivität, und ohne dass die Qualität beeinträchtigt wird.“
Bis heute treibt Pocasangre Enamorado die gleiche Vision an wie schon als Kind: ländliche Armut zu verringern, die Lebensbedingungen von Kleinbauern zu verbessern sowie eine nachhaltige Ressourcennutzung zu fördern, durch technologische Innovation. „Daran werden wir am CATIE weiterhin arbeiten.“ —