Im Austausch

Mit Algen in eine grüne Zukunft

Wie ein interdisziplinär angelegtes DAAD-Programm wissenschaftliche Forschung zu Grünem Wasserstoff fördert.

Ausgabe 2024 | 2025

Text: Christina Pfänder

Für die Chemie- und Stahlindustrie bietet er die bislang einzige Möglichkeit zur Dekarbonisierung: Grüner Wasserstoff. Mithilfe von erneuerbaren Energien hergestellt, ist Grüner Wasserstoff eine tragende Säule der Energiewende. Der DAAD unterstützt die Weiterentwicklung der Schlüsseltechnologie seit Januar 2023 mit dem Programm EFR Zukunftsstipendien – Grüner Wasserstoff (GH2-Programm) aus Mitteln des ­Bundesministeriums für Bildung und Forschung. „Mit unserem Programm für den erweiterten Europäischen Forschungsraum (EFR) vernetzen wir wissenschaftliche Nachwuchskräfte und bringen sie mit Expertinnen und Experten zusammen“, erläutert Fangfang Xu-Suhren, die das Programm koordiniert. „Gleichzeitig stärken wir die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Innovationsfähigkeit.“ Damit trägt der DAAD zu einem wichtigen politischen Ziel Deutschlands bei: Klimaneutralität bis 2045.

Gefördert werden deutsche Masterstudierende, Promovierende und Postdocs sowie internationale Nachwuchsforschende von fünf Kontinenten. Neben der EU und Ländern, die in der Wasserstofftechnologie führend sind, wie beispielsweise Australien, Japan, Kanada und die USA, gehören auch verschiedene mittel- und südamerikanische sowie afrikanische Staaten zu den Programmländern. Mit der Etablierung von vier verschiedenen Arbeitsgruppen nimmt das DAAD-Programm zudem die gesamte Wertschöpfungskette von Grünem Wasserstoff in den Blick: Rechtliche und sozioökonomische Rahmenbedingungen werden ebenso berücksichtigt wie das Thema Marktstimulierung sowie die Produktion von Grünem Wasserstoff und dessen Transport.

Gamze Er, die zu den ersten Geförderten des GH2-Programms gehörte, kehrte mit dem Ende ihres Stipendiums im Oktober 2024 aus Südkorea an die Technische Universität Berlin zurück. Am LSTME Busan, einem Tochterinstitut des Lehrstuhls für Strömungsmechanik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, hatte sie für ihre Promotion in Lebensmitteltechnologie an Mikroalgen geforscht.

„Die Biomasse der kleinen Organismen findet als Inhaltsstoff von Nahrungsergänzungs­mitteln, Pflegeprodukten oder auch in der pharmazeutischen Industrie Anwendung“, erklärt sie. „Zudem haben Experimente gezeigt, dass einige Mikroalgenarten unter bestimmten Bedingungen Wasserstoff produzieren.“ Für die Energieversorgung der Zukunft könnten sie damit eine wichtige Rolle spielen: Im Vergleich zu Wasserstoff, der mittels Elektrolyse gewonnen wird, verbraucht die Herstellung dieses biobasierten Wasserstoffs weniger Energie. Auch in Sachen Ressourceneffizienz punkten die schnell wachsenden Organismen, da sie in Salzwasser kultiviert werden können – oder auf speziellen Oberflächen. „Ich forsche an einer Kultivierungsmethode, die den Verbrauch von Wasser und Energie reduziert“, erläutert Gamze Er.

Für ihre Forschung fand sie in Busan ideale Bedingungen. „Südkorea investiert in die technologische Weiterentwicklung und ist Vorreiter im Bereich der Wasserstoffwirtschaft; am LSTME Busan und auf Konferenzen habe ich einen tiefen Einblick in diesen Sektor gewonnen.“ Zudem konnte Gamze Er mit der Teilnahme an einer der vom DAAD koordinierten Arbeitsgruppen ihre Expertise erweitern und neue Kontakte knüpfen. „Wir alle haben uns auf die Produktion von CO₂-neutralem Wasserstoff spezialisiert“, erläutert sie. „Für mich ist es sehr interessant, die vielfältigen Projekte der anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten kennenzulernen und mit ihnen darüber in den Austausch zu treten.“

Auch nach Ablauf ihres Stipendiums nutzt Gamze Er die Möglichkeit, sich mithilfe des GH2-Programms zu vernetzen und weiterzubilden: DAAD-Alumnae und -Alumni, die ihren Forschungs- oder Arbeitsschwerpunkt im Bereich des Grünen Wasserstoffs setzen, stehen die vier Fachgruppen weiter offen. Zudem finanziert der DAAD die Teilnahme an Kongressen oder Fortbildungen und bietet Workshops an. „Für Oktober 2025 planen wir eine große Konferenz, zu der wir Alumnae und Alumni des Programms, aktuelle Geförderte sowie Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft einladen“, sagt Fangfang Xu-Suhren vom DAAD. Im direkten Austausch können Synergien leichter entdeckt werden und eröffnen Chancen für künftige Kooperationsmöglichkeiten. —