Im Überblick

„Perspektiven auf eine positive Zukunft“

Seit 100 Jahren trägt der DAAD mit seinen Programmen und Ideen dazu bei, Wandel mitzugestalten. Warum der internationale wissenschaftliche Austausch gerade in herausfordernden Zeiten besonders wichtig ist.

Ausgabe 2024 | 2025

Text: Miriam Hoffmeyer

Der russische Angriff auf die Ukraine, der Krieg in Nahost und Spannungen im Verhältnis mit autokratischen Staaten: Geopolitische Verschiebungen haben die internationale Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren herausgefordert. Zugleich haben die grenzüberschreitende wissenschaftliche Kooperation und ihr Beitrag zur Lösung der großen globalen Fragen zu Klima, Energie oder Ernährung weiter an Bedeutung gewonnen. Der DAAD reflektiert diese Herausforderungen der Gegenwart durch die kontinuierliche Weiterentwicklung seines Portfolios an etablierten und neu entwickelten Förderprogrammen, durch den Aufbau von krisenresilienten Netzwerken sowie den Ausbau des Handlungsfelds Beratung, unter anderem im Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi). „Wir brauchen den internationalen Austausch im Kooperationsraum Wissenschaft, um gesellschaftliche Veränderung und globalen Wandel proaktiv zu gestalten und so Perspektiven auf eine positive Zukunft zu eröffnen“, sagt DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee. „Wandel durch Austausch – aus dieser Idee leiten sich gleichermaßen unsere Vision wie unsere Mission ab.“

Die veränderten Rahmenbedingungen internationaler Zusammenarbeit finden auch Eingang in die strategischen Überlegungen des DAAD. „Wir setzen uns für eine realistische Betrachtung und Gestaltung akademischer Kooperation ein“, so Dr. Sven Werkmeister, Direktor der Abteilung Strategie. „Das heißt, wir fokussieren die Notwendigkeit und die Chancen internationaler akademischer Zusammenarbeit, reflektieren und berücksichtigen aber zugleich die jeweiligen geopolitischen Kontexte und ihre Herausforderungen.“ Für die zukünftige strategische Entwicklung des DAAD spielten neben den geopolitischen Verschiebungen insbesondere folgende Rahmenbedingungen eine zentrale Rolle: globale Herausforderungen, gesellschaftliche Transformationen, neue Entwicklungen im Hochschul- und Wissenschaftssystem sowie der Kooperationsraum Europa.

„Wir befördern den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik zu außen­wissenschaftspolitischen Fragen.“

Dr. Sven Werkmeister, Direktor der Abteilung Strategie im DAAD

Einen Beitrag, globalen Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel oder Fragen nach der Versorgung mit erneuerbaren Energien, Ernährungssicherheit oder Gesundheitsvorsorge zu begegnen, leisten die acht ­Globalen Zentren für Klima und Umwelt sowie für Gesundheit und Pandemievorsorge (siehe auch hier). Sie stärken seit 2021 aus Mitteln des Auswärtigen Amts in Ländern des Globalen Südens die internationale Wissenschaftszusammenarbeit. Internationale und deutsche Forschende arbeiten an den Zentren gemeinsam zu drängenden Fragen wie Pandemievermeidung oder der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) und stehen im Dialog mit Wirtschaft, Politik und Zivil­gesellschaft. Digitale und hybride Formate in Lehre, Forschung, Kooperation und Transfer ermöglichen klima- und ressourcenschonende Umsetzungen der Projekte. Das neue Stipendienprogramm EFR Zukunftsstipendien – Grüner Wasserstoff (siehe auch hier) stärkt die Beschäftigung mit der nachhaltigen Ressource. Nachwuchsforschende bauen durch das Programm ihr Fachwissen zu Grünem Wasserstoff aus, der entscheidenden Anteil an der Energiewende haben wird; künftige Fachkräfte werden so für den deutschen und europäischen Arbeitsmarkt qualifiziert.

Angesichts der geopolitischen Entwicklungen gewinne auch die Wissenschaftsdiplomatie an Gewicht, erläutert Sven Werkmeister. In außenpolitisch schwierigen Zeiten halte die Arbeit des DAAD Kanäle für Dialog und Verständigung offen. Andererseits erschwerten herausfordernde Kontexte und regionale Konflikte mit globalen Auswirkungen ganz unmittelbar den internationalen Austausch und führten daher zu größerer Nachfrage nach dem Beratungsangebot des DAAD: „Wir nehmen einen zunehmenden Beratungs- und Orientierungsbedarf auf Seiten der Hochschulen wahr. Wir unterstützen hier durch Regional- und Fachexpertise und befördern zudem durch Veranstaltungen und Publikationen den Dialog zwischen Wissenschaft und Politik zu außenwissenschaftspolitischen Fragen.“ Der Ausbau des 2019 aufgebauten Kompetenzzentrums Internationale Wissenschafts­kooperationen (KIWi) reagiert auf diesen Bedarf.

Auch in seinem Förderportfolio reflektiert der DAAD die globalen Entwicklungen. Über die Jahrzehnte hinweg haben Individualgeförderte des DAAD aus allen Programmen nicht nur persönlich und beruflich von ihrem Stipendium profitiert, sondern sie haben auch zu Wandel und Internationalisierung in ihren Institutionen und Gesellschaften beigetragen. Mit Stipendienprogrammen wie dem Hilde Domin-Programm leistet der DAAD einen Beitrag dazu, den Krisen, Konflikten und Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit in vielen Ländern zu begegnen. Das Programm unterstützt gefährdete Studierende und Promovierende aus aller Welt dabei, ein Studium in Deutschland aufzunehmen oder fortzusetzen, und ist ein Beitrag des DAAD zur Umsetzung der Feministischen Außenpolitik. Im August 2024 startete der DAAD daneben gemeinsam mit den europäischen Partnerorganisationen Campus France, Collège de France und der Vereinigung von Universtäten des Mittelmeeres (UNIMED) das Programm Supporting at-risk researchers with fellowships in Europe (SAFE), das gefährdeten internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermöglicht, ihre Forschung in der EU fortzusetzen. Die Europäische Kommission stellt dafür bis 2027 rund zwölf Millionen Euro zur Verfügung.

„Wir gestalten Wandel, grenzübergreifend und wissenschaftsbasiert. Mit dieser Vision blicken wir optimistisch in die ­Zukunft.“

Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, DAAD-Präsident

Die strategischen Überlegungen des DAAD reflektieren zudem seine Rolle als deutsche und europäische Organisation. Mit seinen Angeboten und Programmen leistet der DAAD einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Wissenschafts-, Innovations- und Wirtschaftsstandorts Deutschland. Der schon jetzt spürbare Rückgang der deutschen Erwerbsbevölkerung und der daraus resultierende Fachkräftemangel gewinnt zunehmend an Bedeutung. „In weit höherem Maß als früher hat der akademische Austausch auch das Ziel, internationale Talente für Deutschland zu gewinnen“, sagt Sven Werkmeister. Dabei stehe das Prinzip der fairen Migration im Mittelpunkt.

Programme wie die ­Campus-Initiative Internationale Fachkräfte begleiten internationale Studierende mit Bleibeabsicht auf ihrem gesamten Qualifikationspfad mit passgenauen Angeboten. Diese fördern sowohl einen erfolgreichen Studienabschluss als auch den Start in die Berufs­tätigkeit in Deutschland.

Daneben gewinnt der Kooperationsraum Europa für den DAAD weiter an Bedeutung. Als Nationale Agentur für Erasmus+ Hochschulzusammenarbeit leistet er einen ­maßgeblichen Beitrag zur Gestaltung des europäischen Hochschul- und Forschungsraums. Gemeinsam mit europäischen Partnern stärkt der DAAD Europa als Wissenschaftsstandort und leistet einen Beitrag zur Integrations- und Außenpolitik der Europäischen Union.

Die „DAAD-Strategie 2030“ wird im ­Januar 2025, im Jahr seines 100-jährigen Bestehens, publiziert. Die genannten Schwerpunkte werden die Arbeit des DAAD in den kommenden Jahren bestimmen: die positive Entwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Deutschland, die Erarbeitung nachhaltiger Lösungen für die planetaren Herausforderungen, die Stärkung von Wissenschaftsdiplomatie in einer multipolaren Welt sowie – nicht zuletzt – die Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt in Deutschland, Europa und der Welt. „Unsere Strategie 2030 dient uns als Kompass, um in unsicheren Zeiten Kurs zu halten und auch mit heute noch nicht vollständig vorhersehbaren Entwicklungen umzugehen“, resümiert DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee. „Wir gestalten Wandel, grenzübergreifend und wissenschaftsbasiert. Mit dieser Vision blicken wir optimistisch in die Zukunft.“ —

Neue DAAD-Strategie 2030

Der DAAD gibt sich von Januar 2025 an eine neue Strategie. Er setzt damit seine Ziele in den drei strategischen Handlungsfeldern Fördern, Vernetzen und Beraten um. Erfahren Sie ab 23. Januar 2025 mehr zur DAAD-Strategie 2030 unter daad.de/strategie-2030.